Deutschlandfunk Kultur - Pädophile dürfen nicht ausgegrenzt werden: Wenn Pädophile ihre Neigungen beherrschen können, sollten sie nicht stigmatisiert werden, sagt der Sexualwissenschaftler Klaus Beier. | |||||
Wie gerechtfertigt ist Ihrer Ansicht nach die Verbindung von Pädophilie und Verbrechen?: Diese Verbindung ist nicht gerechtfertigt, weil wir wissen, dass Menschen, die eine pädophile Neigung haben, nicht zwangsläufig Übergriffe begehen Beim Deutschlandfunk Kultur ist ein Sendebeitrag als Podcast mit einem Interview der Moderatorin Susanne Führer mit dem Leiter des KTW-Präventionsnetzwerkes zum Themenkomplex der Pädophilie verfügbar. Der deutschen Pädophilenszene dürften die Ausführungen von Beier weitgehend bekannt sein. Trotz der Medienarbeit des KTW-Therapie- Projektes herrscht jedoch weiterhin in der gesamten Gesellschaft, Mainstream-Medien, Politik und insbesondere in der Kinderschutz- und Opferszene ein großes Maß an Desinformation. Sendebeiträge wie das Podcast vom Deutschlandfunk Kultur sind noch immer die große Ausnahme. Der Hörfunkbeitrag beinhaltet grundlegende Informationen zur Pädophilie, die das absolute Minimum an Akzeptanz & Anerkennung für die Pädophilen fordern. Dazu gehört u.a. die Entstigmatisierung und der TABUbruch in der gesamten Öffentlichkeit. Davon sind wir in Deutschland noch Lichtjahre entfernt. Die politische Debatte wird gerade aktuell fast ausschließlich mit dem Mittel der Verschärfung des Sexualstrafrechts geführt. Die Folgen einer solch repressiven Sexualpolitik sind völlig kontraproduktiv. Auf diese Weise wird das Problem der Pädophilie niemals gelöst werden. Im Gegenteil: Die ohnehin schon dramatische Situation wird sich weiter zuspitzen. Und übrigens: Die neue Generation der Pädophilen wächst gerade heran. Ein Teil der heutigen Kinder/Jugendlichen werden in einigen Jahren erwachsen und pädophil sein. Eure heutigen Söhne & Töchter werden als Erwachsene die Kinder lieben. Zitate: Man verliebt sich ja auch und will jemandem in jeder Hinsicht nahe sein. Heißt das, Pädophile verlieben sich regelrecht in Kinder? Beier: Das ist so. Es ist völlig richtig, dass wir uns in unseren Beziehungen wünschen, angenommen zu sein, wertgeschätzt zu werden, dass uns Vertrauen entgegengebracht wird. K13online: Das es dabei auch zu pädosexuellen Beziehungen kommen kann, lassen wir an dieser Stelle mal außen vor. STOP STIGMA und der TABUBRUCH soll uns den Weg in die Zukunft weisen... Zitate Deutschlandfunk Kultur: Wenn in der Öffentlichkeit von Pädophilie die Rede ist, also von sexuellem Interesse an Kindern, dann eigentlich immer im Zusammenhang mit Verbrechen und Strafe. Dann geht es um sexuellen Missbrauch von Kindern, inzwischen sagt man eher sexualisierte Gewalt gegen Kinder, oder auch um das Strafmaß, das nun deutlich erhöht werden soll. Wie gerechtfertigt ist Ihrer Ansicht nach die Verbindung von Pädophilie und Verbrechen? Klaus Beier: Diese Verbindung ist nicht gerechtfertigt, weil wir wissen, dass Menschen, die eine pädophile Neigung haben, nicht zwangsläufig Übergriffe begehen. Ich weiß, dass das schwer nachzuvollziehen ist, aber man muss sich klarmachen: Es gibt zum einen die Ansprechbarkeit für das kindliche Körperschema. Das zeigt sich für die Betroffenen in den Fantasien. Das heißt, sie merken, wenn sie erregt sind, dass kindliche Gestalten und Kinder in ihren Fantasien als erregungssteigernd vorkommen. Aber wir wissen, dass nur ein Teil dieser Menschen auch Übergriffe begehen wird. Das heißt, es ist falsch anzunehmen, wer die Ausrichtung hat, begeht auch Straftaten. Deutschlandfunk Kultur: Das heißt anders herum: Nicht jede sexualisierte Gewalt gegen Kinder wird von Pädophilen ausgeübt. Beier: Das heißt es auch. Wir wissen, dass nur ein Teil der Übergriffe auf Kinder zurückgeht auf Menschen mit einer pädophilen Neigung. Bei diesen Menschen besteht seit dem Jugendalter die Ansprechbarkeit für das kindliche Körperschema. Das heißt, die Taten gehen auch zurück auf diese Präferenzbesonderheit, die sie in sich tragen.
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geschrieben von K13online-Redaktion am 22.11.2020 |
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