(Update) Auch Belgien hat nun seinen Promi-Skandal: Beliebter VRT-Radiomoderator & LGBTQIA-Aktivist Sven Pichal wegen Bildern mit kinderpornografischen Inhalten festgenommen | |||||
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sichs gänzlich ungeniert(Wilhelm Busch): Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren(Berthold Brecht) Die polizeiliche Jagd nach Kinderpornos macht nicht vor Promis halt. Auch Belgien hat nun seinen Kinderporno-Skandal. Der beliebte VRT-Radiomoderator & LGBTQIA-Aktivist Sven Pichal wurde wegen Bildern mit kinderpornografischen Inhalten festgenommen und befindet sich in U-Haft. Erstaunlich ist die durchaus objektive und faire Berichterstattung in den belgischen Mainstream-Medien. Wobei man sich fragen muss, worin der Unterschied liegt, wenn der Beschuldigte ein Radiomodertor & LGBTQIA-Aktivist ist - und offenbar kein Pädophiler/Pädosexueller. Die übliche Medien-Hetze ist bisher jedenfalls ausgeblieben. Zitate: Als Pflegevater hat er Zwillingen ein neues Zuhause gegeben, er ist eine Galionsfigur der LGBTQIA+-Gemeinschaft gewesen, er ist gegen Mobbing aktiv gewesen. Völlig zu Recht wird Sven Pichal nicht auf den Vorwurf Kinderpornos reduziert, zumal noch kein rechtskräftiges Urteil vorliegt und die Unschuldsvermutung gelten muss. Allerdings hat Pichal bereits Konsequenzen gezogen: Sein Anwalt Walter Damen teilte mit, dass sich sein Mandant aus dem öffentlichen Leben zurückziehen werde und dass er professionelle Hilfe in Anspruch nehmen würde. Das Motto kann jetzt eigentlich nur noch lauten: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sichs gänzlich ungeniert(Wilhelm Busch): Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren(Berthold Brecht). Am heutigen Mittwoch wird ein Richter darüber bestimmen, ob Sven Pichal weiter in Haft bleiben muss. Zur gegebenen Zeit werden wir weiter über den wohl größten medialen Kinderpornofall in Belgien berichten...(Update: Sven Pichal wird durch Beschluss des Richters aus der U-Haft mit der Auflage einer Fußfessel freigelassen, wenn die Staatsanwaltschaft keine Berufung einlegt)(Update 16. September: Verhandlung über Freilassung mit elektronischer Fußfessel um eine Woche verschoben)(Update 19. September; Pichal bleibt bis zum nächsten Haftprüfungstermin in einem Monat weiterhin in U-Haft) Update 19. September
Update 16. September Die Anklagekammer von Antwerpen sollte sich am Dienstag mit dem Fall Sven Pichal befassen. Gegen den flämischen Radiomoderator laufen Ermittlungen wegen des Besitzes und der Verbreitung von kinderpornografischem Material. Die Sitzung wurde auf Antrag der Anwälte von Pichal um eine Woche verschoben. Sie gaben unvorhergesehene Umstände als Grund an. Näheres wurde nicht bekannt. Pichal sitzt seit Ende letzten Monats in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hatte Einspruch dagegen eingelegt, ihn mit einer elektronischen Fußfessel aus der Haft zu entlassen. https://brf.be/national/1756577
Update Sven Pichal kann unter elektronischer Überwachung freigelassen werden. Dies hat die Ratskammer in Antwerpen beschlossen. Konkret bedeutet das, dass er weiterhin in Haft bleibt, aber eine Fußfessel tragen muss. Gegen diese Entscheidung kann die Staatsanwaltschaft noch Berufung einlegen. Pichal ist ins Gefängnis zurückgekehrt und wartet auf das Urteil. Wird Berufung eingelegt, wird der Fall innerhalb von zwei Wochen in der Anklagekammer verhandelt. Grundsätzlich hat die Staatsanwaltschaft 24 Stunden Zeit, Berufung einzulegen. Die Chancen stehen gut, dass dies passieren wird. Pichal bleibt bis zur Entscheidung im Gefängnis. Fünf Verdächtige Am 18. August wurde bereits ein erster 34-jähriger Mann festgenommen, gegen den die Ermittlungen begannen. Er bleibt im Gefängnis. Es gibt auch zwei andere. Ein 42-jähriger Mann, der letzte Woche verhaftet und unter Auflagen freigelassen wurde. Und schließlich ein 39-jähriger Mann, der nach seiner Befragung wieder freigelassen wurde. Zitate Noch sind die Details unklar, aber die Justiz steckt Menschen nicht ins Gefängnis, wenn nicht bestimmte Kriterien erfüllt sind. Es wäre aber viel zu einfach, Pädophilie jetzt als Problem linker Homosexueller zu brandmarken – Kinderschänder gibt es genauso unter Konservativen und Heteros. Wer etwas anderes behauptet, der hat sicher nicht das Wohl der Kinder im Sinn, warnt Het Laatste Nieuws. Die Justiz muss jetzt ihre Arbeit tunMan braucht keine Kristallkugel, um zu wissen, dass die Festnahme von Sven Pichal missbraucht werden wird, um die gesamte LGBTQIA+-Gemeinschaft in ein schlechtes Licht zu stellen, kommentiert Het Nieuwsblad. Dass Pichal in so vielerlei Hinsicht ein Vorbild und Aktivist gewesen ist, macht den Fall zu einer Steilvorlage für alle radikal-reaktionären Kräfte und Verschwörungstheoretiker. Panik wäre jetzt trotzdem fehl am Platze, es besteht nicht die geringste Chance, dass Belgien die Rechte von LGBTQ-Menschen beschneidet und zu einem neuen Polen oder Ungarn wird. Jetzt muss die Justiz ihre Arbeit tun, so wie es sich in einer Demokratie gehört – es spielt keine Rolle, ob der oder die Beschuldigte berühmt ist oder nicht, ob er oder sie ein Vorbild gewesen ist oder nicht. Alles andere ist abscheuliche politische Einvernahme, kritisiert Het Nieuwsblad. Die Person Pichal von den Anliegen trennenDie Nachricht, dass Sven Pichal direkt oder indirekt unschuldigen Kindern unaussprechliches Leid angetan haben könnte, hat wie eine Bombe eingeschlagen, hält auch Gazet van Antwerpen fest. Der Fall ist ein Drama für die Angehörigen Pichals, für seine Kollegen und für viele andere Menschen. Seine möglichen Vergehen werden nun auch ihr Leben und ihre Gemeinschaften überschatten. Wie viele Bekloppte werden in den nächsten Tagen Pädophile, Verbreiter von Kinderpornografie und LGBTQ-Menschen über einen Kamm scheren? Wie viele Bekloppte werden gestärkt durch den Fall Pichal wieder gegen Homosexuellen-Paare schießen, die Kinder adoptieren? Es wird Zeit brauchen, diese Wunden zu heilen. Danach werden wir die Person Pichal von den Anliegen trennen müssen, für die er stand. Die LGTBQIA+-Rechte, das Adoptionsrecht für Homosexuelle, die Verbraucherrechte – sie werden auch ohne Pichal weiter verteidigt werden müssen, unterstreicht Gazet van Antwerpen. https://brf.be/meinung/presseschau/1752073
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geschrieben von K13online-Redaktion am 19.09.2023 |
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