K13online Forumsmitglied Mimiano07: "Man muss allem voran die schauspielerischen Leistungen, insbesondere die der zwei jungen Darsteller loben, die einfach großartig authentisch spielen"
Der Coming of Age Spielfilm CLOSE(Regie: Lukas Dhont) läuft seit dem 26. Januar in vielen Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zum Kinostart in Pforzheim war auch das K13online-Forumsmitglied Mimiano07 mit dabei. In einem redaktionellen Gastbeitrag veröffentlichen wir nun seine Filmbeschreibung & Filmkritik. Zitate: Der Film beginnt mit der Darstellung der sehr innigen Freundschaft der beiden 13jährigen Hauptfiguren Léo und Rémi, die schon seit frühester Kindheit besteht. Es ist ein sehr idyllisches, harmonisches, unbeschwertes, fast traumhaftes Bild, das der Regisseur da malt. Eigentlich zu schön, um lange Bestand zu haben und tatsächlich bricht diese Welt leider schnell zusammen und dies auf eine sehr tragische Art und Weise....! Es gibt bekanntlich ganz unterschiedliche Sichtweisen auf den Film. Mimiano07 nimmt die Perspektive eines Boylovers ein. Zitate: Trotz der Tatsache, dass der Regisseur homosexuell ist, die Mitschüler von Léo und Rémi die Beziehung als „Freundschaft plus plus plus“ bezeichnen und obwohl der Film entsprechend als LGBTQ-Film vermarktet wird, sollte der Zuschauer nicht in die Falle tappen und von vorneherein von einer aufkeimenden jungen schwulen Beziehung ausgehen. Meines Erachtens gibt es hier tatsächlich mehrere mögliche Sichtweisen. Mit einem Klick auf weiterlesen gelangen Sie zur vollständigen Filmbeschreibung & Filmkritik. K13online hat auf dieser Webseite eine Rubrik Pinnwand für Gastbeiträge. Autoren können bei uns Beiträge zu vielen Themen einreichen: Spielfilme, TV-Sendungen, Bücher/Literatur, Politik, Sexualwissenschaft und aktuelle Tagesnachrichten. Neben Gastbeiträgen unserer User & Mitglieder veröffentlichen wir auch externe Autorenbeiträge. Wir freuen uns auf weitere Beiträge für die Pinnwand. Der Spielfilm CLOSE läuft noch bis zum kommenden Samstag im Kommunalen Kino in Pforzheim: "Man muss allem voran die schauspielerischen Leistungen, insbesondere die der zwei jungen Darsteller loben, die einfach großartig authentisch spielen" ...
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Rezension zu „Close“ von Lukas Dhont
Dieser Artikel beinhaltet Spoiler und sollte gelesen werden nachdem man den Film gesehen hat. Ich kann nur empfehlen sich den Film unvoreingenommen anzusehen, ohne viel über seinen Inhalt zu wissen, denn dann trifft er einen ganz besonders ins Herz.
Der Film beginnt mit der Darstellung der sehr innigen Freundschaft der beiden 13jährigen Hauptfiguren Léo und Rémi, die schon seit frühester Kindheit besteht. Es ist ein sehr idyllisches, harmonisches, unbeschwertes, fast traumhaftes Bild, das der Regisseur da malt. Eigentlich zu schön, um lange Bestand zu haben und tatsächlich bricht diese Welt leider schnell zusammen und dies auf eine sehr tragische Art und Weise. Die beiden Jungs leben auf dem Land, eher abgelegen, ungestört von der Außenwelt und neugierigen Blicken. Der Zuschauer ist von Anfang an sehr nah bei den beiden. Wir sind dabei, wenn sie, noch sehr kindlich, miteinander in der Natur spielen und herumalbern. Die Freundschaft ist geprägt von großem gegenseitigen Vertrauen. Es ist eine brüderlicher Liebe, die auch körperlichen Nähe zulässt, was ihr letztendlich zum Verhängnis wird, denn die Dinge ändern sich, als Léo und Rémi zusammen auf eine weiterführende Schule wechseln.
Zunächst scheint es, als ob alles so weiter gehen könnte wie bisher, denn Léo und Rémi sind gemeinsam in einer Klasse und sie ändern vorerst nichts an ihrem Umgang miteinander, der für die beiden bisher ganz natürlich und selbstverständlich war. Damit erregen sie aber Aufsehen bei ihren neuen Mitschülern. Zum ersten Mal werden sie mit der Sicht der anderen auf ihre Freundschaft konfrontiert und stehen schnell in Verdacht ein schwules Pärchen zu sein. Es ist allerdings anzumerken, dass die Reaktion der Klassenkameraden dabei recht unterschiedlich ausfällt und somit für die heutige Zeit realistisch dargestellt wird. Man kann nicht behaupten, dass Rémi und Léo einer geschlossenen Anti-Haltung gegenüberstehen, inklusive krassem Mobbing wie es oft in Filmen vorkommt. Dies ist dem Filmemacher zugute zu halten, dass Léo und Rémi eben nicht die geballte Ablehnung entgegenschlägt. Der Regisseur verfällt nicht der Versuchung die Klasse auf klischeehafte Weise mit den üblichen „schoolyard bullies“ darzustellen.
Die Mädchen in der Klasse sind die ersten, denen die innige Beziehung von Léo und Rémi auffällt und diese auch offen ansprechen. Sie sind dabei weder ablehnend noch verurteilend. Sie sind schlicht neugierig und eher neutral oder gar offen gegenüber den beiden und ihre angenommene schwule Beziehung. Bei manchen Jungs hingegen sieht es anders aus, wobei die Ablehnung stets nur sporadisch, durch kleine Bemerkungen am Rande auftreten, die allerdings vor allem Léo aufschnappt und ihn dennoch treffen. Als die Mädchen Léo direkt fragen, ob die Beziehung zwischen ihm und Rémi mehr als nur Freundschaft sei, verneint er dies vehement. Léo sieht sich mit einer Interpretation seiner Freundschaft mit Rémi konfrontiert, die ihm fremd ist. Zum ersten Mal hat die Außenwelt einen Blick auf die Beziehung der beiden geworfen und, wie das nun mal oft so ist, „gelabelt“. Von diesem Moment an beginnt Léo sich von Rémi zu distanzieren und ihn abzuweisen, allerdings nicht auf eine sonderlich schroffe Art und Weise aber körperliche Nähe, die Rémi sucht, wird von Léo unterbunden, insbesondere in der Öffentlichkeit. Léo versucht auch, mehr Anschluss an die anderen Jungs zu finden, was ihm auch gelingt. Wohl eher unbewusst versucht Léo, sich in der „männlichen Rolle“ zu bestätigen. Sinnbildlich hierfür ist sein neues Interesse für Eishockey, einem rauen Sport für „echte Jungs“, der nur gewaltsamen Körperkontakt zulässt, da der Körper komplett in einer Art Rüstung inklusive Maske eingefasst ist und die sogar einen dünnen Jungen wie Léo muskulös aussehen lässt. Mit diesem neuen Hobby kann er sich deutlich unterscheiden von Rémi und seiner Begeisterung für die Musik.
Rémi ist der ruhigere, zartere und sensiblere in dieser Beziehung. Er verkraftet die Ablehnung durch Léo überhaupt nicht und seine Reaktion darauf, sein Suizid, ist ein extremer Einschnitt, der dem Film eine jähe Wendung gibt. Die zweite Hälfte des Films fokussiert sich nun noch stärker auf Léo und zeigt wie dieser mit dem Verlust von Rémi, der Trauer und mit seinen Schuldgefühlen umgeht und genau weil es dem Regisseur zu Beginn des Films so gut gelingt, den Zuschauer an dieser besonderen Freundschaft teilhaben zu lassen, leidet man nun umso mehr mit Léo mit und es ist wahrlich herzzerreißend. Die Leichtigkeit mit der der Film beginnt endet in Schwermut und Traurigkeit aber es gibt auch ein wenig Trost ganz zum Schluss. Hierzu ist kurz die Rolle der Eltern und insbesondere der Mutter von Rémi zu erwähnen, denn im Laufe des Verarbeitungsprozesses der tragischen Ereignisse sucht Léo die Nähe zu ihr und letztendlich ihre Vergebung.
Man muss allem voran die schauspielerischen Leistungen, insbesondere die der zwei jungen Darsteller loben, die einfach großartig authentisch spielen. Des Weiteren muss man sagen, dass es dem Regisseur Dhont gelungen ist in diesem Film gleich zwei heikle Themen sehr behutsam und einfühlsam zu behandeln: wie eine innige Jungs-Freundschaft zerbrechen kann und die Verarbeitung des Selbstmords einer nahestehenden Person.
Trotz der Tatsache, dass der Regisseur homosexuell ist, die Mitschüler von Léo und Rémi die Beziehung als „Freundschaft plus plus plus“ bezeichnen und obwohl der Film entsprechend als LGBTQ-Film vermarktet wird, sollte der Zuschauer nicht in die Falle tappen und von vorneherein von einer aufkeimenden jungen schwulen Beziehung ausgehen. Meines Erachtens gibt es hier tatsächlich mehrere mögliche Sichtweisen. Für Léo ist die Beziehung zwischen ihm und Rémi wahrscheinlich lediglich eine innige Freundschaft. Für Rémi ist es eher mehr. Es kann aber auch sein, dass Léo tatsächlich mehr empfindet und sich dies nicht eingestehen will. Trotz der körperlichen Nähe, gibt es allerdings kaum Szenen, die erotische Anziehung andeuten: kein Streicheln, kein Küssen, lediglich langes gegenseitiges wortloses Betrachten, das viel Interpretationsspielraum lässt: aufkeimende schwule Liebe oder einfach nur tiefe Freundschaft?
Diesen Film sollten Jungs im Alter von Léo und Rémi sehen, denn es gibt sicherlich viele solcher tiefen Freundschaften zwischen Jungs und der Film zeigt eindringlich wie heftig junge Menschen auf Zurückweisung reagieren können und was passieren kann, wenn man zu sehr sich von dem beeinflussen lässt, was andere darüber denken. Es ist aber zu befürchten, dass dieser Film am jungen männlichen Publikum eher vorbeigeht und dieses sich stattdessen irgendwelche Actionfilme wie die „Fast and Furious“ Reihe antun, die klischeehafte Männlichkeitsideale weiter zementieren.
Insgesamt ein sehr beeindruckender Film der lange nachwirkt, wobei ich sagen muss, dass der zweite Abschnitt mir etwas zu lang war. Ich hätte den beiden Jungs zusammen gerne noch etwas länger zugeschaut und erlebt, wie sich ihre Beziehung entwickelt. Es sollte aber anders kommen.
Mimiano07
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(Der User Mimiano07 ist Mitglied im K13online Forum)
(Update) Bundesweiter Kinostart von CLOSE auch im Kommunalen Kino Pforzheim: K13online Filmbeschreibung & Filmkritik aus der Sicht einer pädophilen Redaktion |
27.01.2023 |
Regisseur Lukas Dhont hat ein oscarreifes Meisterwerk geschaffen: Die Authentizität der beiden Jungendarsteller Leo(Eden Dambrine) & Remi(Gustav de Waele) ist herzzerreißend schön & in seiner Dramatik zutiefst traurig und rührt zu Tränen
Der Spielfilm CLOSE ist gestern in den bundesweiten Kinos angelaufen. K13online hat sich den Film im Kommunalen Kino in Pforzheim angeschaut, der noch an acht weiteren Tagen läuft. Die Mainstream-Medien berichten bis zu den ARD-Tagesthemen und loben die freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Jungendarstellern. Der Regisseur Lukas Dhont hat ein oscarreifes Meisterwerk geschaffen. Die Authentizität der beiden Jungendarsteller Leo(Eden Dambrine) & Remi(Gustav de Waele) ist herzzerreißend schön & in seiner Dramatik zutiefst traurig und rührt zu Tränen. Solch intensive Freundschaften zwischen zwei Jungen gibt es viele. Ganze Schulklassen sollten sich diesen Spielfilm anschauen. In CLOSE geht es eher nicht um eine homosexuelle Liebesbeziehung. Remi empfindet zwar mehr Zuneigung & Liebe zu Leo, wie dies umgekehrt der Fall ist. Schwule Gefühle oder gar sexuelle Erlebnisse werden in dem Film nicht gezeigt. Schon gar nicht geht es um Pädophilie/Pädosexualität. Warum also sollten sich auch Boylover diesen Film anschauen und K13online darüber berichten? CLOSE erzählt eine Geschichte über die Freundschaft von zwei Jungen, die auch in einer pädophilen-pädosexuellen Beziehung hätte erlebt werden können. Für jeden Pädophilen/Pädosexuellen ist es sehr wichtig, sich in die Lebenswelt der Jungen zu begeben und ein großes Maß an Empathie zu zeigen. Auch deshalb verdient CLOSE eine Auszeichnung: Prädikat besonders wertvoll!!! Lesen Sie auch unsere Filmbeschreibung mit einem Klick auf weiterlesen... Update 28. Januar: Queer.de im Interview mit dem Regisseur Lukas Dhont
https://krumme13.org/news.php?s=read&id=5014
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