John Henry Mackay
Der Puppenjunge
Die Geschichte einer namenlosen Liebe aus der Friedrichsstraße
- Herausgeber : Männerschwarm, Salzgeber Buchverlage GmbH; 1. Edition (5. September 2022)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 368 Seiten
- ISBN-10 : 3863003179
- ISBN-13 : 978-3863003173
- Abmessungen : 12.6 x 2.8 x 19.5 cm
- Preis: 22,00 Euro

Die Geschichte einer namenlosen Liebe aus der Friedrichstraße schildert ein Jahr im Leben des 15-jährigen Ausreißers Günther, der beginnt, als Strichjunge zu arbeiten. Erzählt wird aus der Sicht des Buchhändlers Hermann Graff, der sich in Günther verliebt und sich durch die daraus erwachsenden Schwierigkeiten – für Günther ist er nicht mehr als ein Freier – zunehmend über seine sexuellen Neigungen klarer wird.John Henry Mackay lebte ab 1892 in Berlin und kannte die Welt, die er in „Der Puppenjunge“ beschrieb, aus eigener Erfahrung.
Magnus Hirschfeld lobte an dem Roman die „formvollendete Sprache“ und den „tiefen psychologischen Gehalt“. Christopher Isherwood bekannte noch 1985 beim Erscheinen der englischen Übersetzung (The Hustler), er habe das Buch »immer sehr geliebt« – es zeichne, wie er aus eigener Erfahrung wisse, trotz mancher melodramatischen Übersteigerung ein authentisches Bild der sexuellen Unterwelt Berlins.
Bekannt wurde John Henry Mackay (1864 –1933), der deutsche Dichter mit dem schottischen Namen, als Biograf und Wiederentdecker von Max Stirner sowie als Autor von Romanen wie „Die Anarchisten“ und „Der Schwimmer“. Anfang des 20. Jahrhunderts verfasste er außerdem unter dem Pseudonym Sagitta eine Reihe kleinerer „Bücher der namenlosen Liebe“, auf die 1926 der Roman „Der Puppenjunge“ folgte, der durch seine lebendigen Beschreibungen der schwulen Halbwelt Berlins bestach.
John Henry Mackay, der deutsche Autor mit dem englischen Namen, wur-de 1864 in Schottland geboren. Sein Vater starb früh, die Mutter, eine Deutsche, kehrte mit dem Sohn in die Heimat zurück. Mackay machte eine Ausbildung zum Verlagsbuchhändler, studierte, lebte zeitweilig in London, Paris, Rom und Saarbrücken und ließ sich 1892 in Berlin nieder. Mit einer Max-Stirner-Biographie, der Gedichtsammlung „Der Sturm“ und dem Roman „Der Schwimmer“ war er bereits ein bekannter Autor, als er im Jahr 1905 eine zweite literarische Karriere begann.
Unter dem Pseudonym „Sagitta“ publizierte er in der ersten Homosexuellenzeitschrift der Welt – „Der Eigene“ – und arbeitete an dem Projekt „Die Bücher der namenlosen Liebe“. 1906 erschienen die ersten beiden Bände, wurden von der Polizei verboten und vernichtet. 1913 erschienen das dritte und das vierte Buch im Rahmen einer Gesamtausgabe, es folgte eine Ausgabe von Gedichte und 1926 der Roman „Der Puppenjunge“.
John Henry Mackay
Der Puppenjunge
Die Geschichte einer namenlosen Liebe aus der Friedrichsstraße
Männerschwarm Verlag 1999
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 352 Seiten
ISBN 3-86149-069-2
Preis 18,00 Euro
John Henry Mackay (Sagitta) schrieb 1926 den Roman über einen jugendlichen Stricher, der in den Straße Berlins seinem Broterwerb nachgeht. Die Autentizität des Romanes erklärt sich dadurch, dass der Schriftsteller an den Treffpunkten der Pupen, wie Stricher in Berlin damals genannt wurden, viele Gespräche mit ihnen führte. Der Roman ist in einem schönen gebundenen Leinenband erschienen.
Nein, hier geht es nicht um die Beschreibung von Sextechniken, die der lüsterne Leser vielleicht mit der männlichen Prostitution verknüpft, hier geht es um den Überlebenskampf eines Straßenjungen und um die Gesetzmäßigkeiten einer Szene.
In diesem Roman geht es auch um einen Mann, der sich in den 15- oder 16jährigen Stricher verliebt. Dieser versucht, den Jungen aus diesem Leben zu holen, ihn eine Arbeitsstelle zu verschaffen und mit ihm eine Beziehung zu leben. Es geht also auch um den Mann, der zu ihm steht und für diese Liebe verhaftet, verurteilt und inhaftiert wird, was u.a. auch seine bürgerliche Existenz vernichtete. Er ist zu einem sogenannten Sittlichkeitsverbrecher geworden. “Wenn sich einmal einer in mich verlieben würde, den würde ich aber ordentlich hochnehmen”, lautet der Ausspruch eines des Stricher. Ich halte diesen Roman gerade heute für ein bemerkenswertes Stück Literatur. Nicht nur das Schicksal der Jungen, die oft nicht wissen, was sie essen werden und wo sie schlafen können, wird hier dargestellt. Die Liebe des Mannes zum Jüngling und des Jünglings zum Manne ist noch heute umstritten und wird allzuoft mit dem sexuellen Missbrauch an Kindern verwechselt. Der Autor hat sich tatsächlich in die Mentalität der “Pupen” oder “Puppenjungen” und der “Stubben”, der Freier, versetzt. Der Roman fasziniert durch die Darstellung der Ausweglosigkeit einer großen Liebe und durch die Ausweglosigkeit der Schicksale von Menschen, für die es kein Happy End geben kann. Sehr empfehlenswert.
(Ersteinstellung im Jahr 2003. Aktualisiert am 15. September 2022)