Tagebuch einer Gefangenschaft: 147. Tag, Dienstag, den 11. Oktober 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
Nach dem Aufschluss um 6 Uhr morgens schlafe ich weiter bis der BDL in die Zelle kommt, um wieder einmal eine Haftraumkontrolle durchzuführen. Alles in Ordnung. Liege im Bett und lesen mein Buch weiter. Zum Mittagessen gibt es Gulaschsuppe mit Brötchen und einen Apfel. Im Gang höre ich laut meinen Namen gerufen. Ich soll zum Dienstzimmer kommen und einen Brief abholen. Der Freund hat einen Luftposterumschlag verwendet, der verboten ist. Um 13 Uhr werden alle Gefangene im 4. Flügel zum Abholen des Einkaufs gerufen. Endlich! Dazu müssen wir alle in den Keller und dort wartet die bestellte Ware. Der Hin- und Rückweg ist immer ungewiß, denn es könnte etwas passieren. Auf meiner Zelle zurück baue ich meine Einkäufe gut sortiert in mein Regal ein. Ich muss scharf kalkulieren, damit ich die nächsten zwei Wochen auch jeden Tag etwas habe. Beim Hofgang drehe ich meine Runden und lege immer einen Zwischenstopp beim Schachspieler in einer Ecke des Hofes ein. Der Mann sitzt dort jeden Tag und spielt Schach mit einem anderen Gefangenen. Er hat wirklich die Ruhe weg, denn er gehört zu den Langzeit-Gefangenen und ist schon Ewigkeiten im Knast. Im Hof treffe ich auch wieder Peter K. und gebe Ihm gleich eine Packung Nudeln zurück. Nach dem Hofgang um 16 Uhr kommt Peter K. wieder mit auf meine Zelle und wir haben Spaß. Am Abend schreibe ich wieder viele Briefe nach "Draußen" an meine Unterstützer. Das Briefeschreiben gibt mir viel Kraft zum Durchhalten. Mein Regal ist vom Einkauf "gefüllt" und ich gönne mir eine Tasse Kaffee mit Kuchen. Der TV läuft wieder bis 2 Uhr in der Nacht...
Tagebuch einer Gefangenschaft: 148. Tag, Mittwoch, den 12. Oktober 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
Beim Aufschluss sind wieder zwei Briefe eingetroffen. Das Lesen bereitet mir immer große Freunde. Warum heute schon wieder eine Haftraumkontrolle stattfindet, ist mir nicht ganz klar. Anscheinend weiß der eine Beamte nicht was der andere Beamte schon am Vortage gemacht hat. Die erhaltenen Briefe werden wieder sofort beantwortet. Damit bin ich bis zum Mittagessen gut beschäftigt. Ein sinnvoller Zeitvertreib. Das Mittagessen wird erstmals von dem Schänzer aus Kislau ausgegeben. Im Klartext: Ich werde Ihn nun zwangsweise jeden Tag direkt zu sehen bekommen. Davon bin ich natürlich nicht begeistert. Nach dem TV-Schauen geht es wieder zum Hofgang. Der Schachspieler sitzt wieder in seiner Schachecke. Heute ist Peter K. bis 19:30 Uhr auf meiner Zelle und wir reden und reden und reden über Gott und die Welt. Der TV läuft und dabei lese ich die Süddeutsche Zeitung...
Tagebuch einer Gefangenschaft: 149. Tag, Donnerstag, den 13. Oktober 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
Bei Aufschluss werfe ich wieder meine Briefe von gestern in den Briefkasten. Im Gang stehen wieder Kästen für den Bettwäschetausch. Dabei läuft mir auch Peter K. über den Weg. Die anderen Gefangenen sind übrigens wie Luft für mich. Ich beachte Sie nicht. Auf meiner Zelle schlafe ich weiter bis es schon wieder eine Haftraumkontrolle gibt. Langsam wird DAS lästig. Bei einer solchen Kontrolle muss man seine Zelle verlassen und der Beamte schaut alleine nach. Optimal ist DAS nicht. Stehe also auf dem Gang und bekomme mit, dass in meiner Nachbarzelle ein neuer Gefangener einzieht. Wir unterhalten uns. Er kommt aus dem Haus 5 in den 4. Flügel zurück. Also ein alter Hase - kein Neuzugang. Erzähle Ihm, dass ich schon drei Monate hier bin und mein Endstrafetermin am 16. November ist. Und: Das ich noch auf meine 2/3 Strafe von der Strafvollstreckungskammer warte. Ich würde täglich darauf warten. Damit will ich natürlich auch sagen, dass sich eine "Freundschaft" nicht mehr lohnt. Ich habe meinen Peter K. und mehr Kontakte will ich nicht und brauche ich auch nicht mehr. Allerdings vermisse ich den Gefangenen im Haftraum links von mir. Der Schlagzeuger der Anstaltsband erzählt mir, dass er im Moment in einer Wohngruppe zur Vorbereitung auf seine Entlassung ist. Am Freitag sei Er wieder hier. Damit wird ER auch wieder das Essen ausgeben - und nicht der Schänzer aus Kislau. DAS erfreut mich! Ja, ab und zu halte ich es nicht mehr aus und fange Gespräche mit anderen Gefangenen an. "Draußen" bin ich sehr gesprächsbereit und deshalb fällt es mir hier "Drinnen" sehr schwer, mich so stark zurück zu halten. Der Schänzer aus Kislau, der in Bruchsal ein Schulschänzer ist, sagt mir dann bei der Mittagausgabe: Ich hätte nicht gedacht, dass ich Dir noch das Mittagessen bringen würde. Ich: Das find ich aber wirklich sehr nett von Dir. Natürlich wissen wir Beide, dass diese Aussagen nicht ernst gemeint sind. Die Höflichkeit soll die Beamten´täuschen, die bei der Ausgabe ja immer dabei sind. Am Nachmittag unterhalte ich mich sogar beim Hofgang mit dem Gefangenen "Sigi". Im Anschluss melde ich mich vom Kraftsport ab und weise die Beamten daraufhin, dass man mit den Geräten nix anfangen kann. Das Justizministerium soll mal Geld locker machen. Bekomme dann von Ihm ein Angebot für die Sporthalle. Am 25. Oktober soll es los gehen. Das lohnt sich für mich nicht mehr. Kurz vor Einschluss unterhalte ich mich dann auch noch mit dem Gefangenen auf der 3. Etage, der mir schon öfter mal Tabak geschenkt hat. Ja, heute war echt ein geselliger Tag. Jedenfalls war mehr los, wie in den letzten Wochen. ALLEINE auf Zelle ist halt auch scheiße. Dennoch: Gemeinschaftszelle wäre eine Katastophe!!!
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